WER UND WAS IST KNUTSCHFLECK?
Knutschfleck ist ein Verein der offenen Jugendarbeit für LSBTQIA* Jugendliche und junge Erwachsene bis maximal 27 Jahre aus der Städteregion Aachen. Egal ob queer, trans* oder nicht-binär- unser Angebot lebt von Diversität und jeder Mensch ist hier herzlich willkommen. Der Verein setzt sich zusammen aus einem ehrenamtlichen Vorstand, Vereinsmitgliedern und ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeiter*innen. Unsere hauptamtlichenMitarbeiter*innen übernehmen die Planung und Durchführung der pädagogischen Aktivitäten und der Beratung vor Ort und werden dabei von Ehrenamtler*innen unterstützt. Auch die Jugendlichen können sich im Rahmen eines „Orgateams“ an der Planung des Angebots beteiligen.
VEREINSZIELE
Knutschfleck möchte einen möglichst diskriminierungsfreien Raum für LSBTQIA* Jugendliche bieten und damit die selbstbestimmte Entfaltung der Persönlichkeit fördern. In gemütlicher Atmosphäre sollen Jugendliche die Möglichkeit haben, ganz sie selbst zu sein, unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität. Unser Beratungsangebot unterstützt und begleitet die Jugendlichen und ihr Umfeld zu Themen wie das Coming-out oder der ersten Liebe, aber auch zu dem Umgang mit Mobbing.
unser Angebot soll die Möglichkeit geben, positive Erfahrungen mit anderen Jugendlichen zu sammeln und sich bei Spieleabenden, gemeinsamen Kochen oder auch mal bei Ausflügen austauschen zu können. Wichtig ist uns, dass unsere Besucher*innen das Angebot aktiv mitgestalten und ihre Ideen und Vorschläge jederzeit einbringen dürfen. Schließlich liegt die Expertise dafür, was Spaß macht und was aktuelle, relevante Themen sind, bei den jungen Menschen selbst.
GESCHLECHTLICHE UND SEXUELLE VIELFALT
In unserer Gesellschafft wird Heterosexualität und Cisgeschlechtlichkeit weiterhin weitestgehend als die Norm angenommen. Dabei ordnen sich immer mehr Menschen in Deutschland einer anderen sexuellen Orientierung wie Homo-, Bi-, Pan-, Asexualität oder einer anderen sexuellen Orientierung zu und/oder hinterfragen das ihnen bei der Geburt zugewiesene Geschlecht. Viele Jugendliche nutzen Selbstbeschreibungen, die sich nicht am heterosexuellen, binären System orientieren.
DISKRIMINIERUNG, STATISTIKEN, ZAHLEN
LSBTQIA* Jugendliche stehen vor denselben alterstypischen Herausforderungen wie andere Jugendliche auch. Zu diesen Herausforderungen entstehen für LSBTQIA* Jugendliche besondere Bedingungen, die durch das gesellschaftliche Verhältnis zu sexueller und geschlechtlicher Vielfalt geprägt sind. LSBTQIA*Jugendliche werden weiterhin häufig als „Anders“ gesehen und sind häufiger von Diskriminierung betroffen. Acht von zehn LSBTQIA* Jugendlichen erfahren mindestens einmal im Leben Diskriminierung aufgrund ihrer sexuellen Orientierung und geschlechtlichen Identität, vier von zehn Jugendlichen (44%) geben an, im Bildungs- oder Arbeitskontext Diskriminierung erlebt zu haben (vgl. DJI 2015).
Jugendliche berichten von verschiedenen Formen der Diskriminierung, zum Beispiel davon, aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität beschimpft, beleidigt oder lächerlich gemacht worden zu sein (54,9%), Ausgrenzung erfahren zu haben oder ausgeschlossen worden zu sein (34,2%), Gewalt angedroht bekommen zu haben (12,7%), angegriffen oder verprügelt worden zu sein (9,6%) oder Strafen angedroht bekommen zu haben (3,9%). Häufig wurden geschlechtliche Identität und sexuelle Orientierung durch andere Menschen zu stark betont (41%), geschlechtliche Identität und sexuelle Orientierung nicht mitgedacht (32,3%) oder nicht ernst genommen (29,1%). Viele dieser Diskriminierungserfahrungen machen Jugendliche in der Schule – ein Ort, an dem sie einen großen Teil ihres Alltags verbringen.
AUGEN AUF, SENSIBILISIEREN UND SICHERHEIT SCHAFFEN
Um zur Verbesserung der Situation queerer Jugendlicher beizutragen, ist es zunächst wichtig, ein Bewusstsein für die Existenz queerer Menschen zu haben, sexuelle und geschlechtliche Vielfalt sichtbarer zu machen und sich selbst nicht diskriminierend zu verhalten. Das Nichtanerkennen von beispielsweise trans* Identität oder das Ignorieren von trans* Jugendlichen ist diskriminierend. Schreiten Sie gegen diese Art Diskriminierung ein. Dazu gehört unter anderem die Ver- wendung der Pronomen und des Namens, die eine Person für sich wählt.
Es ist möglich, dass queere Kinder und Jugendliche auf ihrer Schule und in Ihrer Klasse sind, die sich noch nicht geoutet haben. Gehen sie deswegen zu jeder Zeit besonders sensibel mit dem Thema um.
Zeigen Sie, dass Sie Worte wie schwul, lesbisch oder trans* nicht als Schimpfwörter dulden.
Informieren Sie sich über geschlechtliche und sexuelle Vielfalt und entwickeln Sie eine offene Haltung. Achten Sie auf diskriminierende Ausdrücke und lehnen Sie diese ab. Es sollte an Ihrer Schule klare Regeln geben, wie mit diskriminierendem Verhalten um gegangen wird.
Sollte sich ein Kind oder Jugendlicher bei Ihnen outen, reagieren Sie mit Anerkennung für das Ihnen entgegen- gebrachte Vertrauen und klären Sie Bedarfe ab. Geben Sie die Informationen nicht ohne die Zustimmung der Person an Eltern oder Erziehungsberechtigte weiter.
LEHRPLAN - Wie kann ich das Thema im Unterricht einbringen?
Achten Sie auch bei der Auswahl oder beim Erstellen von Lehrmaterial darauf, verschiedene Lebensformen einzubinden. Nehmen Sie verschiedene Lebensformen auch in Ihre mündliche Sprache auf. Nennen Sie nicht-hetero-sexuelle und nicht-cisgeschlechtlich Lebensweisen wertfrei und unaufgeregt mit. Das kann Jugendlichen helfen, die Vielfalt individueller Lebensentwürfe kennen zu lernen. In Fächern, die sich dafür anbieten, wie zum Beispiel Biologie oder Sozialkunde, können LSBTQIA*-Themen auch umfassender besprochen werden.
Hier kann es Sinn machen, diese in andere Themen wie Menschenrechte oder Demokratie einzubetten.
Sichtbarkeit kann erhöht werden, indem Plakate aufgehängt werden oder Informationsmaterialien ausgelegt werden, in denen auch queere Jugendliche vorkommen. Achten Sie auch darauf, geschlechtsneutrale Formulierungen zu nutzen und denken Sie verschiedene Familienmodelle mit – sprechen Sie zum Beispiel von „Elternteilen“ statt von „Mutter und Vater“.
UNSER ANGEBOT
Hauptbestandteil der Arbeit von Knutschfleck ist der offene Treff für Jugendliche von 14 bis 27 Jahren. Der Treff bietet den Jugendlichen einen Ort, andere kennen zu lernen, sich auszutauschen, Spiele zu spielen, kreativ zu werden oder einfach nur zusammen zu kommen. An einem Samstag im Monat planen wir eine besondere erlebnispädagogische Aktion.
Zusätzlich gewährleisten wir bei Bedarf individuelle Unterstützung und Beratung für die Jugendlichen und deren Umfeld. Bei erhöhtem Beratungsbedarf können wir eine längerfristige Begleitung in Form regelmäßiger Gespräche anbieten.
Wichtig zu wissen ist, dass unser Angebot keinen Ersatz für eine Psychotherapie oder einen Besuch bei einem Facharzt darstellt. Knutschfleck arbeitet außerdem an Projekten, die den Jugendlichen Möglichkeiten geben wollen, wertvolle gemeinsame Erfahrungen zu machen, oder um zur Sichtbarkeit in der Region beizutragen.